Knapp 75 Jahre besteht das Volkshaus des TV Mörsch, Ende der zwanziger Jahre mit viel Enthusiasmus von seinen Mitgliedern gebaut. Die „Rote Halle“ in der Römerstraße 63 gelegen, schreibt mit der Emil-Wachter-Ausstellung ein neues Blatt seiner Geschichte. Ist es sein letztes?
Erinnern wir uns: Einst eine Turnhalle mit angeschlossener Vereinsgaststätte, der kulturelle und sportliche Mittelpunkt des Vereins, wurde es 1933 von den damaligen Machthabern konfisziert. Das Gesetz über die „ Einziehung kommunistischen und staatsfeindlichen Vermögens“ gab die Handhabe. Der Vereinsbetrieb wurde eingestellt, das Volkshaus wurde Lagerraum der Gemeinde Mörsch, die es vom Staat erwarb; es sollte während des Krieges zum Kino umgebaut werden. Nach Ende des Krieges stellte der TV den Antrag auf Wiedergutmachung und Rückerstattung des Volkshauses. Doch es dauerte noch bis zum 1.12. 1956, bis die Schlüssel dem TV wieder übergeben wurden. Erst 1969 erfolgte das Urteil über die Wiedergutmachung: Rückerstattung der „Roten Halle“ und Zahlung von DM 2909.-Ein Aufwand von über DM 20.000. – war zur Sanierung erforderlich. Mit dem Umzug des TV in seinen neuen Sportpark Am Legel im Jahr 1973 war die Symbiose „Volkshaus als Vereinsgaststätte und Sportplatz“ nicht mehr gegeben. Es wurde umgebaut für die Bedürfnisse eines Supermarktes und diente jahrelang der Versorgung seiner Angrenzer. Mitte des Jahres 2002 schloss auch dieser seine Pforten, das Volkshaus wurde geräumt, eine weitere Verwendung wurde nicht gefunden. Die Auflagen des Denkmalschutzes wurden auf Intervention des TV zurückgenommen, die Abrissgenehmigung liegt vor.
Die Emil-Wachter – Ausstellung vom 01.02. bis 09.02.2003 brachte noch mal Glanz in das Volkshaus.
Es ist daher der Familie Wachter und dem Freundeskreis zu danken, dass sie sich für diesen Ausstellungsraum entschieden haben, wie auch der Stadt Rheinstetten für die Unterstützung. Die Räume des Volkshauses waren ein gelungener Rahmen für die Werke, dieses weit über die Grenzen von Rheinstetten hinaus, bekannten Künstlers. Sicher, es waren nicht die Räume eines ZKM, eines Kunstvereins, aber sie stellten ein Medium dar, welches dazu beitrug, die Intensität und die Intimität in der Betrachtung der ausgestellten Werke zu fördern.
Für viele Mitglieder des TV war es eine Gelegenheit, auch das Volkshaus als Vermächtnis früherer TV- Generationen kennen zu lernen. Vielleicht wurde dabei auch das Interesse geweckt, dieses Gebäude mit den Zeugnissen der damaligen Holzbaukunst nicht zu verlieren.
Von BM G. Dietz angeregt, bietet sich eine neue Chance für den Erhalt des Volkshauses. Eine soziale Einrichtung hat Interesse gezeigt, wiederum einen Supermarkt einzurichten, welcher der Nahversorgung der Angrenzer dienen soll. Es bleibt abzuwarten, wie unsere Stadtväter entscheiden werden.
Vielleicht war die Emil-Wachter- Ausstellung doch der letzte Auftritt des Volkshauses?
Hermann Bäuerle